Kleiner Mann

 

Kleiner Mann, so, und jetzt zu Dir, kleiner Mann.
Eins steht einmal fest.
Du denkst fast so weit, wie Du stinkst, kleiner Mann.
Und das, was Du denkst, das wird auch gesagt. Nein, nicht gesagt,
es wird gerülpst und gelallt.
Ziemlich laut in letzter Zeit.
"Tschuschen, Neger, Aidskranke, Schwule, Haschischraucher –
z’ammfangen und gemma,
ab ins Lager! Jawohl!"
Ja, und Du wärst dann dort gern einer von den Wärtern. Stimmt’s,
kleiner Stammtisch-Himmler?
Aber glaub mir, kleiner Mann, Du würdest dort nicht lang überleben.
Spätestens nach drei Tagen würdest Du stockbesoffen vom Wachturm runterfallen.
Also bleib lieber bei dem, was Du gelernt hast.
Mistausführen zum Beispiel.
Oder verbogene Röhrln montieren, die einen Tag später sowieso
explo… – in die Luft fliegen.
Siehst Du, nicht einen einzigen Reim bist Du mir wert, kleiner Mann.
Oh ja, jetzt sind wir bei Dir, kleiner Mann.
Noch was steht fest.
Deine Phantasien sind fast so dreckig wie Deine Zehennägel.
Du saftelst aus allen Löchern, wenn die kleinen Volksschulmäderln
vorbeigehen. Aber am meisten wird bei der eigenen Tochter gesaftelt.
Is doch so, kleiner Mann? Oder? Siehst Du!
Der Bua?
Der kriegt Watschen.
Meistens dann, wenn er was fragt. Stimmt’s, kleiner Couchtisch-Goebbels?
Und die Alte? In ihren giftgrünen Leggings?
Die passt zu Dir.
Die ist fast so schiach wie Du, kleiner Mann.
Die Gattin.
Muss immer das Häusl putzen, weil Du halt nie dorthin triffst,
wo Du hinzielst, kleiner Mann.
Nein, bleiben wir ruhig noch ein bissl bei Dir, kleiner Mann.
Was auch feststeht.
Dein Humor ist fast so gemein wie die Karieslöcher in Deinen Zähnen.
Bierzelt.
Gaudi.
Saufen, stänkern, pöbeln, rempeln.
Speiben.
Auf der Bühne irgendwelche Lederhosenflegel, mit ersten Anzeichen
von Rinderwahnsinn.
Irgendwelche Taler.
Pischtaler, Brunztaler, Soachtaler.
Und Du, kleiner Mann, kannst dabei so richtig grölen und auf
Schenkel dreschen.
Auf Deine oder auf die giftgrünen neben Dir.
"Bodenständig, ehrlich", sagst Du dazu, kleiner Mann.
"Bösartig, zünftig", sag ich dazu.
"Bösartig, zünftig" – die zwei schlimmsten Wörter, die es gibt.
Und dann, wenn die Gaudi vorbei ist, wird hirnrausgeschunkelt und promillegedüngt in Kolonnen
nach Hause geistergefahren.
Eins noch, Gartenzwerg.
Stell Dir vor, ein Tschusch, ein Neger, ein Aidskranker, ein Schwuler,
ein Haschischraucher und Du,
kleiner Mann, Ihr geht’s durch’n Dschungel und plötzlich steht ein
Löwe vor Euch.
Wen, glaubst Du, frisst der Löwe?
Dich, kleiner Mann!
Warum?
Erstens, weil er am liebsten Viecher frisst.
Zweitens, weil er am liebsten Viecher mit einer großen Leber frisst.
Drittens, weil er am liebsten Viecher mit einer großen Leber und
ohne Rückgr
at frisst.
So, das wars, kleiner Mann.
Noch ein letzter Ratschlag: Goschen halten!


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