Der Zwerg

 

Nur einmeterzehne, von oben bis ganz unt',
an Kopf wie a Fassl, so schwer und so rund,
a Stimm wie der Bronson, in Cinemascope,
potent wie a Büffel, aber einsam wie der Tod,
so kommt er daher, mein Freund der Zwerg,
er tut sich halt schwer, mein Freund der Zwerg.

In stockdunkler Nacht schleicht er oft aus dem Haus,
versteckt er sich gschickt und is still wie a Maus,
kommen welche vorbei, dann ruft er "Helloh",
die glauben s'war der Bronson und rennen davon,
dann feixt er halt sehr, mein Freund der Zwerg,
es hilft ihm halt sehr, mein' Freund dem Zwerg.

Vielleicht triffst ihn amal, irgendwo, irgendwann,
dann verbeiß dir dein Lachen, fallt's auch schwer,
reiß dich zamm, lad ihn ein auf a Madl, schön groß, grad und blond
und sag zu ihm "Sie", weil das is er nicht gwohnt!

Er hat auch an Feind, a beinharte Sau,
der passt ihn oft ab und haut ihn ganz blau,
der haut ihn so lang, bis das Zwergenblut rinnt,
es is dem Nachbarn sein Bub, sieben Jahr is das Kind.
Und dann schreit er halt sehr, mein Freund der Zwerg,
er tut sich halt schwer, mein Freund der Zwerg.

Daham ganz allein, da träumt er so oft,
da is er der David, der den Goliath verklopft,
da tanzt er im Zirkus und das Publikum pascht,
da is er der Zwerg, der's Schneewittchen vernascht
und so träumt er daher, mein Freund der Zwerg,
er hat's eh so schwer, mein Freund der Zwerg.

Vielleicht triffst ihn amal, irgendwo, irgendwann,
dann verbeiß dir dein Lachen, fallt's auch schwer,
reiß dich zamm, lad ihn ein auf a Madl, schön groß, grad und blond
und sag zu ihm "Sie", weil das is er nicht gwohnt!


© edition karl scheibmaier wien